In der Recherchephase für das Projekt Virtuelle Mauer/ ReConstructing the Wall wählten wir drei Schauplätze aus, zu denen wir bezüglich ihrer stadträumlichen Situation und der baulichen Entwicklung ausführlich in Archiven und Landes- bzw. Bundesbehörden geforscht haben. In allen drei Bereichen findet man sowohl dicht bewohnte innerstädtische Quartiere, die vom Mauerstreifen durchtrennt wurden, als auch Brachensituationen, die im Zuge des Mauerbaus z. B. durch nicht mehr zugängliche Uferbereiche entstanden sind. In der weiteren Bearbeitung haben wir uns nur noch mit einem Schauplatz beschäftigt, an dem wir eine Vielfalt von unterschiedlichen, teilweise besonderen Situationen vorgefunden haben.
Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße bis Engeldamm/Bethaniendamm
Bei dem gewählten Schauplatz bildet der Mauerstreifen zugleich die Bezirksgrenze zwischen Mitte und Kreuzberg und erstreckt sich vom ehemaligen Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße über das Engelbecken bis zum Engeldamm/Bethaniendamm. Direkt neben dem Grenzübergang ist ein eng bebautes Wohngebiet, das durch die Grenzanlagen getrennt wurde. Daran anschließend öffnete sich der Mauerstreifen in einen weitläufigen Brachenraum – dem Engelbeckens, das bis 1948 ein Wasserbecken mit Parkanlage war – der durch zwei Grenztürme gut überschaubar wurde. Auf der Ostseite war die angrenzende Bebauung des Engelbeckens weitgehend im 2.Weltkrieg zerstört worden. Hier entstand ab Ende der 50er Jahre das Heinrich-Heine-Viertel, eines der ersten Plattenbauviertel in Ost-Berlin direkt an der Mauer. Die Kreuzberger Seite hatte dagegen noch eine geschlossene Altbaubebauung vorzuweisen, für deren Substanzerhaltung sich bis in die 80er Jahre niemand interessierte – erst im Rahmen der IBA Altbau wurde die Sanierung in Angriff genommen. Im weiteren Verlauf des Mauerstreifens entlang des Engeldamms früher Fritz-Heckert-Str. bzw. des Bethaniendamms, an dessen Stelle sich bis 1926 der Luisenstädtische Kanal befand, wurde ein weiteres Wohngebiet durch die Mauer durchtrennt.
Anhand von Zeitzeugeninterviews und Recherchen in Archiven haben wir von diversen Fluchtversuchen, Kunstaktionen an der Mauer und Staatsbesuchen am Grenzübergang in unserem Projektgebiet erfahren, aber auch von ganz alltäglichen Beeinträchtigungen durch die Mauer. Für die Erforschung der Grenzübergangsstelle (GÜSt) Heinrich-Heine-Str. konnten wir einen Forschungsantrag bei der BStU stellen.
[ Stadtplan Heinrich-Heine-Straße]
Die zwei andere Schauplätze,
die wir nicht weiter bearbeitet haben, waren Oderberger
Straße und Lohmühlen Brücke |
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